Tabellenfunktionen (siehe Abbildung 1.6). Dieses Bedienkonzept
richtet sich nach dem, was der Benutzer ganz aktuell in der Bearbeitung
gerade benötigt - nach dem Motto »Hat er in seinem
Dokument gar keine Tabelle, wird er aller Voraussicht auch keine
Tabellenfunktionen benötigen«.
Die Multifunktionsleiste zeigt sich nicht nur in Word, sondern auch
in (fast) allen anderen Office-Anwendungen. Die Abbildung 1.7
zeigt sie in Excel 2007 anhand der Diagrammtools.
In Kapitel 4 werden Ihnen wichtige Regeln für das UI-Design vorgestellt.
Eine dieser acht goldenen Regeln des U1-Designs ist betitelt
mit »Benutzerkontrolle zulassen« und besagt, dass der Benutzer
jederzeit das Gefühl haben muss, die Kontrolle über die Anwendung
zu haben. Betrachten wir unter diesem Aspekt die Multifunktionsleiste
von Word 2007, so wurde diese Regel nicht eingehalten. Dem
Benutzer wird die Kontrolle genommen zu bestimmen, wann er die
Tabellenfunktionen einsetzt. Auch die goldene Regel»Konsistenz
schaffen« ist in Anbetracht einer sich dynamisch verändernden
Navigation diskutierbar. In Office 2003 waren die Funktionen der
in der Version 2007 neuen Multifunktionsleiste zum Teil erst über
Untermenüs zu erreichen und blieben dem Benutzer hierdurch verborgen.
Somit ist positiv die direkte Verfügbarkeit von Funktionen
als Einhaltung der Regel »Abkürzung ermöglichen« zu werten. Man
könnte etwas verkürzt sagen, die Regel »Abkürzung ermöglichen«
wurde aufgrund des umfangreichen Funktionsumfangs von Word
stark verbessert, was zulasten der Regel»Benutzerkontrolle zulassen« ging.
Abbildung 1.6: Die kontextsensitiven Registerkarten Tabellentools
in der MultiJunktionsleiste von Word 2007
Im Ergebnis werden sich Routinebenutzer nach der notwendigen
Umstellung schätzungsweise gern an das neue User Interface gewöhnen,
da sie effizienter und schneller arbeiten können. Gelegenheitsbenutzer
brauchen sicherlich erheblich länger, um sich an
ein solch vollkommen neues User Interface zu gewöhnen. Diese
Betrachtung zeigt einen Spagat, in dem sich die Weiterentwicklung
von User Interfaces im Allgemeinen befindet: Altbewährtes wird
kurzfristig und schnell akzeptiert, Neues kann langfristig effizientere
Wege eröffnen.
Visualisierungstechniken, die bereits vor einigen Jahren in Word
verwendet wurden, machen deutlich, dass theoretisch schon seit
vielen Jahren beliebige Formen gezeichnet und somit auch jedem
Steuerelement ein vollständig eigenes Aussehen verliehen werden
konnte. Als Beispiel ist die erwähnte animierte Büroklammer Karl
Klammer aus Word 2000 zu nennen. Für die grafische Gestaltung
einer Anwendung gab es aber keine Werkzeuge oder leicht handhabbare
Mechanismen. Es zog einen sehr großen Programmieraufwand
mit sich und die Kosten für derartige Anpassungen standen in
keinem Verhältnis zum Nutzen.
Um diesen Schwierigkeiten des UI-Designs zu begegnen, wurde die
Lösung von kleineren Software-Unternehmen häufig darin gesehen,
grafische Fertigkomponenten, zum Beispiel Menübausteine, von
Drittanbietern zuzukaufen. Wenige Wochen nach Erscheinen einer
neuen Office-Version aktualisieren auch die Anbieter von solchen
Zusatzmodulen ihre Produktpalette, und die Multifunktionsleiste
aus Office 2007 kann beispielweise ohne den Aufwand von Eigenentwicklung
in die eigene Software übernommen werden.
Abbildung 1.7: Die kontextsensitiv eingeblendeten Diagrammtools in Excel 2001