Planung eines User Interface
In den vorangegangenen Kapiteln wurden zwei »Werkzeugkästen«
für das User-Interface-Design vorgestellt: die Grundlagen von
Expression Blend und die theoretischen Grundlagen des UserInterface-
Designs.
Dieses Kapitel baut nun auf diesen »Werkzeugkästen« auf und
widmet sich der konkreten Planung eines User Interface. Der erste
Teil beschäftigt sich mit der Erfassung der Rahmenbedingungen,
der zweite Teil mit einer möglichen Vorgehensweise zur ModelIierung
der abzubildenden Abläufe. Exemplarisch veranschaulicht
wird die Planung anhand einer fiktiven Aufgabenstellung: die
Gestaltung eines User Interface für eine Kassen-Anwendung eines
Supermarktes. Das Ergebnis der Planung ist ein Regelwerk an
Maßnahmen, die es aufgrund der Rahmenbedingungen bei der
Gestaltung des User Interface zu befolgen gilt. Aus der Analyse der
abzubildenden Abläufe und Funktionen resultiert sogar schon ein
möglicher Grundautbau des User Interface. Dieser systematisch
entwickelte Grundautbau wird in den Kapiteln 6 bis 9 Schritt für
Schritt praktisch mit Expression Blend in die Tat umgesetzt.
Das Aufgabenspektrum der Software
Eine der zentralen Fragestellung bei der Planung eines User Interface
ist die nach den Zielen der Anwendung. Welche Arbeitsabläufe
sollen abgebildet werden? Welche Aufgaben soll der Benutzer bei
der Verwendung der Anwendung erledigen können? Dabei geht es
noch nicht um die konkreten einzelnen Arbeitsschritte, sondern um
den grundlegenden Nutzungszweck.
Hilfreich kann auch sein, die Aufgaben in Bezug auf ein oder
mehrere reale oder abstrakte Objekte festzuhalten. Zum Beispiel:
ein Produkt in einern Fertigungsprozess, eine Bestellung in einern
Shopsystem oder ein Datensatz aus einer Datenbank. Oder: E-Mails
an Adressaten senden, E-Mails verwalten: anzeigen, bearbeiten,
löschen.
Das Ergebnis dieser Betrachtung ist eine Liste, die ein grundlegendes
Aufgabenspektrum der Anwendung wiedergibt. Im weiteren
Verlauf der Analyse werden wir nun die Benutzer betrachten, die
mit der Anwendung die einzelnen Aufgaben bearbeiten.
Analyse der Rahmenbedingungen
Bei der Gestaltung eines User Interface wird häufig der Planung
leider keine große Rolle zugestanden. Das Resultat können unübersichtliche
User Interfaces sein, die besondere technische Ansprüche
an den Arbeitsplatz des Benutzers stellen, kaum bedienbar sind, weil
sich alles dreht und umherfliegt, und somit einen womöglich großen
Teil der Benutzer schlichtweg von der Aufnahme von Informationen
oder der Bedienung der Anwendung ausschließt.
Die eigentliche Aufgabe eines UI-Designers ist es, ein für Benutzer
optimiertes User Interface zu gestalten. Also kein User Interface, das
ihm persönlich zusagt, kein User Interface, mit welchem er selbst
gut arbeiten kann, sondern eine ausschließlich auf die Benutzer und
die in Kapitel 4 diskutierten Benutzerklassen ausgerichtete Visualisierung
einer Anwendung.
Erreichen können wir dies nur, indern wir unsere eigenen Erfahrungen,
Erwartungen und Gewohnheiten weitestgehend ignorieren und
versuchen, die Benutzer der Anwendung und ihr Umfeld auf Basis
einer strukturierten Herangehensweise zu verstehen.
Betrachtung der Benutzer
Der erste Schritt einer strukturierten Herangehensweise ist, sich den
Eigenheiten der Benutzer zu nähern und Aspekte zu filtern, die ihr
Arbeiten mit dem User Interface beeinflussen können.
Es ist zum einen zu betrachten, wie der Benutzer rein körperlich
mit dem User Interface interagieren kann. Dazu zählt die Aufnahme
von Informationen über die Sinne, vorwiegend Sehen und Hören,
und die Fähigkeit, sich einern System mitzuteilen.